Sie wachen auf, die Lider kleben, die Augen brennen – und tagsüber wird das Fokussieren zur Geduldsprobe. Bereits wenige Nächte mit verkürztem oder zerstückeltem Schlaf können den empfindlichen Tränenfilm aus dem Gleichgewicht bringen. Die gute Nachricht: Mit gezielten Gewohnheiten und einer professionellen Abklärung lassen sich Beschwerden oft rasch bessern.
Wie Schlafmangel die Augen belastet
Schlaf ist die Servicezeit Ihrer Augen. In der Nacht reparieren sich Hornhaut und Bindehaut, das Immunsystem fährt Entzündungen herunter, der Tränenfilm stabilisiert sich. Fehlt diese Erholungsphase, wird die Tränenqualität dünner, die Oberfläche trocknet aus – Reizung, Kratzen und Rötung sind die Folge.
Hinzu kommt die Nah- und Lichtlast des Alltags: Wer müde ist, blinzelt seltener. Am Bildschirm oder beim Lesen trocknet die Oberfläche schneller aus, die Augenmuskeln ermüden, das Umschalten zwischen nah und fern fällt schwerer. So entsteht ein Kreislauf aus Trockenheit und noch angestrengterem Sehen.
Risiko Glaukom & Schlafapnoe – was Studien aus der Schweiz und weltweit zeigen
In der Schweiz leiden geschätzt über 150’000 Menschen an einer obstruktiven Schlafapnoe. Nur etwa die Hälfte ist diagnostiziert. Schlafapnoe bedeutet Atemaussetzer im Schlaf – mit Sauerstoffunterversorgung, häufigen Aufwachreaktionen und stark gestörter Schlafqualität.
Diese Störungen stehen mit einem höheren Glaukomrisiko in Verbindung: Fachgesellschaften und Studien nennen Schlafapnoe und Durchblutungsprobleme als Risikofaktoren – die genauen Mechanismen werden weiter erforscht. In einer Auswertung von über 76’000 Glaukompatienten hatten Personen mit sehr kurzer (<3 h) oder sehr langer (>10 h) Schlafdauer ein deutlich erhöhtes Risiko für Schäden am Sehnerv.
Was Sie konkret tun können: Tipps für bessere Augen und besseren Schlaf
Damit die Augen nachts wieder in Ruhe «nachölen» können, helfen kleine, konsequente Anpassungen im Alltag:
- Regelmässiger Schlafrhythmus: Möglichst fixe Zeiten fürs Zubettgehen und Aufstehen – auch am Wochenende.
- Blaulicht & Bildschirm drosseln: Mindestens eine Stunde vor dem Schlafen keine Displays. Nutzen Sie Geräteeinstellungen oder Brillen mit Blaulichtfilter.
- 20-20-20-Regel: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden in ca. 20 Meter Entfernung schauen – das entspannt und befeuchtet.
- Schlafumgebung optimieren: Dunkel, ruhig, nicht zu warm. In trockenen Räumen (Heizung, Klimaanlage) hilft ein Luftbefeuchter.
- Tränenfilm unterstützen: Bewusst blinzeln, konservierungsmittelfreie Tropfen einsetzen. Eine «warme Kompresse» auf den Lidern kann die Lipidschicht verbessern.
- Lebensstil anpassen: Vor dem Schlafen auf Alkohol verzichten, nicht rauchen, tagsüber bewegen – das stabilisiert den Schlaf insgesamt.
Wann Alarm nötig ist & welche Abklärung sinnvoll ist
Wenn sich Beschwerden trotz besserer Schlafhygiene nicht legen, lohnt sich ein genauer Blick – besonders bei zusätzlichen Warnzeichen:
- Neben Trockenheit treten Lichtempfindlichkeit, Schmerzen, ständiges Blinzeln oder verschwommenes Sehen auf.
- Verdacht auf Schlafapnoe (z. B. lautes Schnarchen, Atempausen, morgendliche Kopfschmerzen) – sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, Augenarzt oder einem Schlafzentrum.
- Ab etwa 40 Jahren oder bei familiärer Vorbelastung, starker Kurzsichtigkeit etc. ist eine Glaukomvorsorge sinnvoll: Augeninnendruck, Sehnerv-Check, Gesichtsfeld.
- Hilfreich ist auch eine Tränenfilmanalyse bei einem spezialisierten Betrieb – sie klärt Ursachen statt nur Symptome zu lindern.