Eine Netzhautanalyse hilft bei der Früherkennung einer möglichen Hypertonie.iStock/Vicu9

Das Wichtigste in Kürze

  • Bluthochdruck (Hypertonie) gilt als Hauptrisikofaktor für Herz- und Kreislauferkrankungen und erhöhte Sterblichkeit.
  • Die Häufigkeit von Bluthochdruck nimmt generell zu und kann sich schon im Kindesalter zeigen.
  • Eine Netzhautanalyse macht bereits bei Kindern Hinweise auf eine mögliche Entwicklung von Hypertonie sichtbar.

Bluthochdruck wird von Experten als wichtigster Risikofaktor für Herz- und Kreislauferkrankungen und ein höheres Sterberisiko gesehen. Das Alter und erbliche Veranlagung spielen bei der Entwicklung einer Hypertonie eine Rolle. Bedeutenden Einfluss hat jedoch auch die Lebensweise. Übergewicht, salzreiche Ernährung, Alkohol- und Nikotinkonsum, Bewegungsmangel, Stress und bestimmte Medikamente wie  etwa die «Anti-Baby-Pille» können die natürliche Regulation des Blutdrucks stark beeinträchtigen. Daher wundert es wenig, dass das Problem Bluthochdruck in unserer Gesellschaft immer mehr zunimmt, auch bei Kindern.

Netzhautanalyse ermöglicht Früherkennung

Zur Ermittlung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat sich bei Erwachsenen die Analyse der Netzhautgefässe etabliert und bewährt. Schweizer Forscher untersuchten auf dieser Basis über vier Jahre lang den Zusammenhang von Bluthochdruck und dem Durchmesser der Gefässe im Auge bei Kindern und kam zu beachtlichen Erkenntnissen. Die Studie wurde im Juni 2020 veröffentlicht.

Hauptautor der Studie, Prof. Dr. Henner Hanssen von der Universität Basel sagt dazu: «…Mithilfe von Vorsorgemassnahmen, die sich auf die Gefässe der Netzhaut und auf den Blutdruck bei Kindern konzentrieren, könnten diejenigen identifiziert werden, bei denen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Bluthochdruck besteht. Je früher wir eine Behandlung anbieten und Änderungen im Lebensstil vornehmen können, um den Bluthochdruck zu reduzieren, desto grösser ist der Nutzen für diese Kinder.»

Schulkinder wurden für Studie wiederholt untersucht

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler in 2014 insgesamt 262 Kinder aus 26 Basler Schulen im Alter von sechs bis acht Jahren. 2018 wurden die Untersuchungen wiederholt. Die Blutdruckmessungen sowohl zu Studienbeginn als auch bei der Nachuntersuchung wurden nach mindestens fünf Minuten Pause in sitzender Position durchgeführt und anhand der Blutdruckrichtlinien der «American Academy of Pediatrics» kategorisiert.

Ergebnisse der aktuellen Bluthochdruckstudie bei Kindern:

  • Kinder mit engeren Netzhautgefässdurchmessern zu Studienbeginn entwickelten bei der Nachuntersuchung einen höheren systolischen Blutdruck.
  • Der Durchmesser der Netzhautgefässe konnte 29 bis 31 Prozent der Veränderungen des systolischen Blutdruckverlaufs zwischen 2014 und 2018 voraussagen.
  • Kinder mit höheren Blutdruckwerten zu Studienbeginn entwickelten bei der Nachuntersuchung je nach Gewicht und kardiorespiratorischer Fitness signifikant engere Gefässdurchmesser und
  • die anfänglichen Blutdruckmessungen konnten 66-69 Prozent der Veränderung des Durchmessers der Netzhautgefässe von Beginn der Studie bis zur Nachuntersuchung vorhersagen.

Früherkennung ermöglicht Prävention

Prof. Dr. Henner Hanssen ist überzeugt, «Frühe Untersuchungen der mikrovaskulären Gesundheit der Netzhaut und des Blutdrucks könnten die Erkennung des kardiovaskulären Risikos verbessern. Rechtzeitige Primärpräventionsstrategien für Kinder, bei denen das Risiko besteht, an Bluthochdruck zu erkranken, könnten möglicherweise einem wachsenden Bevölkerungsanteil von Kindern und Erwachsenen mit Bluthochdruck entgegenwirken.»

Einschränkungen der Studie

Die Forscher erklären, dass sie keine Blutdruckmessungen über einen Zeitraum von 24 Stunden nachweisen und damit den sogenannten «Weisskittel-Bluthochdruck» nicht ausschliessen können. So wird der Effekt genannt, wonach manche Patienten bei der Messung in einem medizinischen Umfeld hohe Blutdruckwerte aufweisen. Vermutlich weil sie aufgeregt sind.

Ferner sei in der Studie nicht berücksichtigt worden, in welchem Entwicklungsstadium sich die Kinder befanden, ob sie z.B. pubertierten, ebenso wenig genetische Faktoren oder das Geburtsgewicht. Das seien aber alles Faktoren, die die Entwicklung des Blutdrucks und die Gesundheit der Gefässe beeinflussen könnten. Ausserdem gebe es derzeit keine Referenzwerte für optimale Netzhautgefässdurchmesser bei Kindern, deshalb seien künftige Studien erforderlich, um altersentsprechende Normwerte im Kindesalter zu bestimmen.

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Quelle: BVKJ

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