Neun von zehn Informationen nehmen wir über die Augen auf - schon das kleinste Sehdefizit erhöht das Unfallrisiko. iStock/dragana991

Das Wichtigste in Kürze

  • Autofahren ist Schwerstarbeit für die Augen.
  • Sehdefizite entstehen schleichend.
  • Unfallverursacher überschätzen häufig eigenes Sehvermögen.

Die Sonne steht tief, Nebelschwaden hängen über dem Boden, das Licht ist diffus. Scheinwerfer anderer Fahrzeuge, Ampeln und Strassenlaternen spiegeln sich in der nassen Fahrbahn. Die äusseren Bedingungen machen das Autofahren im Herbst und Winter noch anspruchsvoller als zu anderen Jahreszeiten. Höchste Konzentration und ein schnelles Reaktionsvermögen sind gefragt. Neun von zehn Informationen nehmen wir allein über die Augen auf, deshalb ist scharfes Sehen wichtigste Voraussetzung für die Sicherheit im Strassenverkehr. Geringe Kontraste, Dunkelheit, Blendung, Licht und Schatten machen es den Augen in der dunklen, kalten Jahreszeit aber doppelt schwer.

Schwerstarbeit für die Augen

Mit den Augen nehmen wir 90 Prozent aller Informationen im Strassenverkehr auf. Das ist eine enorme Herausforderung und Verantwortung. Dafür muss das Sehvermögen jeden Augenblick Höchstleistungen vollbringen. Anforderungen an die Augen:

  • Tag und Nacht scharf sehen
  • schnell reagieren und scharf stellen
  • geringe Kontraste wahrnehmen
  • Farben unterscheiden
  • Beweglichkeit für eine gute Orientierung
  • auf Blendungen nicht überempfindlich reagieren
  • das Umfeld rundherum erfassen
  • die Umgebung räumlich wahrnehmen

Schon das kleinste Defizit erhöht das Unfallrisiko. Wer bei Tempo 130 nur eine Sekunde zu spät reagiert, tritt erst rund 36 Meter später auf die Bremse.

Sehdefizite entstehen schleichend

Laut Schätzungen des deutschen Berufsverbandes für Augenärzte gehen in Deutschland rund 300‘000 Verkehrsunfälle pro Jahr aufs Konto mangelnder Sehleistung. Diese stellt sich oft erst heraus, wenn es bereits gekracht hat. Bedenklich ist zudem, dass bei unserem nördlichen Nachbarn knapp 64 Prozent aller Erwachsenen fehlsichtig sind. Es besteht kaum ein Zweifel, dass dieser Anteil in der Schweiz ähnlich hoch ist. Dabei ist das Alter nicht zwingend ausschlaggebend. Jung sein ist nicht gleichbedeutend mit gutem Sehen. Kurzsichtigkeit prägt sich bis zum 30. Lebensjahr aus und wie andere Sehschwächen schleichend.

Ab dem 40. Lebensjahr kommt es parallel zur Alterssichtigkeit häufig auch zu einer Verschlechterung der Weitsichtigkeit. Selbst für jene, die nie zuvor eine Sehhilfe getragen haben, geht dann ohne Kontaktlinsen oder Brille im Strassenverkehr nichts mehr. Mit zunehmendem Alter lassen zudem das Kontrastsehen, Dämmerungs- und Nachtsehvermögen merklich nach. Augen- und andere Krankheiten oder Medikamente können das Sehen ausserdem beeinträchtigen.

Selbsteinschätzung ist häufig trügerisch

 «Die subjektive Selbsteinschätzung des Sehvermögens der Unfallfahrer zeigt eine deutliche Diskrepanz zu den objektiv erhobenen Befunden», ist das Fazit einer Studie über den Zusammenhang zwischen Unfallhäufigkeit im Strassenverkehr und Störungen des Sehvermögens. Bei Unfallverursachern, die ihr Sehvermögen selbst als top einschätzten, standen die tatsächlichen Befunde erheblich im Widerspruch dazu. Es zeigte sich ausserdem, dass zwei von fünf älteren Brillenträgern den Führerscheinsehtest nicht bestanden hätten, weil sich ihre Sehkraft schleichend verschlechtert hatte.

Wann wird der Sehtest dringend

Bei folgenden Sehdefiziten am Steuer sollten Augen und Sehen unbedingt vom Experten geprüft werden:

  • Verkehrszeichen, Schilder, Personen, Fahrzeuge werden erst spät erkannt oder scheinen unscharf
  • Andere Fahrzeuge tauchen wie aus dem Nichts auf
  • Gefahrensituationen werden nicht oder erst im letzten Moment wahrgenommen
  • Nachts ist das Sehen deutlich anstrengender und schlechter als tagsüber
  • Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge blenden besonders stark
  • Kopfschmerzen und ständiges Gähnen beim Fahren
  •  Augen tränen, brennen oder schmerzen
  • Akute Sehstörungen wie Augenflimmern, Lichtblitze oder Doppelbilder treten auf

Gerne beantworten wir alle Fragen rund um Ihre Augengesundheit. Vereinbaren Sie am besten einen Termin für einen Augencheck bei Ihrem Gesundheitsoptiker in der Nähe.

Quelle: Kuratorium Gutes Sehen e.V. (KGS)

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