Beim Blick aus dem Zugfenster zucken unsere Augen ganz natürlich, um der vorbeigleitenden Landschaft folgen zu können. Aber es gibt auch krankhafte Ursachen.Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Augenzittern ist eigentlich eine natürliche Reaktion unseres Auges auf sich schnell bewegende Bilder, etwa bei einer Zugfahrt.
  • Es gibt aber auch eine angeborene Form des Augenzitterns, das ungefähr bei einem von 800 Neugeborenen auftritt.
  • Tritt ein Augenzittern bei Erwachsenen plötzlich neu auf, kann das auf eine Schädigung des Gehirns hinweisen.

Die Augen zittern in winzigen Bewegungen hin und her – wer schon einmal jemanden beobachtet hat, der aus dem Zugfenster schaut, kennt dieses Phänomen. Doch das Zittern – in der Fachsprache Nystagmus genannt – kann auch krankhafte Ursachen haben. Insbesondere, wenn es plötzlich auftritt.

Nicht verwechseln!

Augenzittern, Lidzucken oder Mikrosakkaden

Neben dem Augenzittern gibt es noch zwei weitere ähnliche, aber komplett harmlose Phänomene:

Bei zuckenden Lidern zittern nicht die Augäpfel, sondern die Muskulatur der Augenlider. Das oft auf eine Übermüdung zurückzuführende Zucken ist komplett harmlos.

Mikrosakkaden dagegen sind kleinste Augenbewegungen, die wir dazu benutzen, um schärfer zu sehen. Mehrere Male pro Sekunde passt ein gesundes Auge seine Blickrichtung minimal an, selbst im Ruhezustand. Für uns selbst sind die Bewegungen nicht spürbar.

Plötzliches Augenzittern kann Hinweis auf eine ernste Erkrankung sein

Bei manchen Menschen tritt ein unkontrollierbarer Nystagmus plötzlich im Erwachsenenalter auf. Unter anderem kann das Augenzittern als Nebenwirkung beim Konsum von Drogen vorkommen, zum Beispiel Ecstasy. Die Suchtmittel beeinträchtigen die Koordination von Gleichgewichts- und Sehsinn, was das Gehirn mit Augenzittern zu kompensieren versucht.

Tritt ein Nystagmus plötzlich und nicht im Zusammenhang mit Suchtmitteln auf, ist eine Abklärung durch einen Spezialisten zwingend und rasch notwendig. Denn ein Augenzittern kann auch ein Hinweis auf eine ernste Erkrankung wie Multiple Sklerose, einem Gehirntumor oder einer Hirnschädigung sein. Wird die unterliegende Krankheit behandelt, kann auch der Nystagmus im Prinzip wieder vollständig verschwinden.

Behandlung des angeborenen Augenzitterns ist nicht immer möglich

Ungefähr eines von 800 Babys kommt bereits mit einem angeborenen Nystagmus zur Welt. Meist wird das Augenzittern in Kombination mit weiteren Auffälligkeiten diagnostiziert: Störungen der Kopfhaltung und Blickrichtung, Schielen, und einer verminderten Sehkraft.

Bei etwa der Hälfte der Patienten mit angeborenem Nystagmus kann das Zittern der Augen gelindert werden. Von einer medikamentösen Behandlung wird meist abgesehen. Die Wirksamkeit von Arzneien, die normalerweise eigentlich gegen Parkinson oder Demenzerkrankungen eingesetzt werden, ist unter Fachleuten stark umstritten. Auch die Gabe von Botulinumtoxin – besser bekannt als Botox – ist nicht erfolgsversprechend. Denn das starke Nervengift ist im empfindlichen Augenbereich schwierig zu dosieren, und seine Wirkung lässt mit der Zeit nach, so dass eine erneute Behandlung notwendig wird.

Daher werden angeborene Nystagmen oft mit operativen Eingriffen gelindert. Je nach Stärke und Ausprägung des Leidens kommen bei jedem Patienten andere Operationstechniken zum Einsatz. Manche Patienten haben zum Beispiel ein weniger starkes Augenzittern, wenn sie seitwärts und nicht geradeaus blicken. In diesen Fällen drehen die Chirurgen in einer Operation die Augen ein Stück zur Seite, indem sie die Länge der äusseren Augenmuskeln anpassen. Nach dem Eingriff behält der Patient seine Augen beim Blick geradeaus in der früher eigentlich seitlichen Position, in der das Augenzittern weniger stark auftritt.

Psychische Folgen sind häufig

Durch das Augenzittern wird die detaillierte Wahrnehmung von Gesichtern und Gegenständen erschwert oder gar verunmöglicht. Denn die Augen schweifen ununterbrochen über ein angeblicktes Objekt, anstatt es zu fixieren. Manche Betroffenen haben durch den Nystagmus eine Sehkraft von nur noch 10 Prozent, so dass sie offiziell als blind gelten.

Auch wenn es verschiedene Ausprägungen gibt – manchmal zucken die Augen in horizontaler Richtung, manchmal in vertikaler, und manchmal kreisen sie – gemeinsam ist allen Formen die unkontrollierte Bewegung der Augäpfel.

Das verursacht neben der Beeinträchtigung der Sehkraft auch psychische und soziale Probleme. Um das Augenzittern zu minimieren, müssen viele Betroffene beispielsweise eine ganz bestimmte Kopfhaltung einnehmen – die sogenannte Kopfzwanghaltung. So wird es schwierig, anderen Menschen gegenüber zu treten und mit ihnen zu interagieren. 

Mögliche Ursache gefunden

Was bei manchen Babys den Nystagmus auslöst, ist noch nicht restlos geklärt. Ursprünglich ging man davon aus, dass die Ursache für das Zittern im Hirn liegen müsse, denn schliesslich steuert der Hirnstamm die Bewegung unserer Augäpfel. Doch kürzlich entdeckten Forschende, dass der Ursprung des Zitterns möglicherweise in den Augen selbst liegt – und zwar in der Netzhaut. Wahrscheinlich leiten dort bestimmte Nervenzellen irrtümlich Signale an den Hirnstamm. Dieser interpretiert die Falschmeldungen als vibrierendes Bild. Daraufhin gibt das Gehirn den Befehl zum Augenzittern, ähnlich wie das im fahrenden Zug geschieht. 

Darum zittern unsere Augen, wenn wir aus dem Zug schauen

Das unbewusste Zittern der Augen wird Nystagmus genannt – ein Wort, das aus dem Altgriechischen stammt und «nicken» bedeutet. Bei gesunden Menschen ist der Nystagmus eine natürliche Reaktion auf sich schnell bewegende Objekte – zum Beispiel eine am Zug vorbeigleitende Landschaft: Unsere Augen fixieren immer wieder einen neuen Punkt in der Landschaft, und fallen damit in die typische Zitterbewegung.

Das kann ziemlich anstrengend sein – werden unsere Augen müde, ständig neue Punkte zu fixieren, schauen wir deshalb einfach auf einen weniger schnell bewegendes Objekt weiter hinten in der Landschaft und das Zittern hört auf. Doch es gibt auch krankhafte Formen des Augenzuckens – und diesem sind Betroffene hilflos ausgeliefert.

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